Mein Vater, der Feind

Ähnlich ging es Lilianes Mutter, als sie von einem Deutschen schwanger war. Sie bekam auch den geballten Hass der Gesellschaft auf die deutschen Besatzer zu spüren, konnte aber ihre Tochter, die ja vom Feind war, nicht lieben. Liliane verehrt daraufhin den unbekannten Vater umso mehr, beschließt, sich auf seine Suche in Deutschland zu machen und findet nach vielen Jahren der Recherche endlich in Deutschlands Osten Familienanschluss und Halbgeschwister, die sie akzeptieren.
Anders ergeht es Michel. Seine Mutter heiratete schnell einen Franzosen, damit die wahre Herkunft ihres Sohnes nicht ans Licht kommt. Das erfährt Michel erst nach dem Tod seiner Mutter, als plötzlich eine Geburtsurkunde auftaucht, die beweist, was Michel immer schon ahnte: sein Vater ist ein deutscher Soldat. Er macht sich auf die Suche und findet ihn fast 20 Jahre später in München.
Der Film zeigt, wie mit Kindern umgegangen wurde, deren Väter deutsche Besatzungssoldaten waren und deren Mütter als „Kollaborateurinnen“ gebrandmarkt wurden, weil sie sich des Vergehens schuldig gemacht hatten, einen Deutschen zu lieben. Die Wut an den Kindern auszulassen war ein willkommenes Ventil, um von der Tatsache abzulenken, dass viele Franzosen tatsächlich, nämlich politisch, mit dem Naziregime kollaboriert hatten. Das Trauma dieser Stigmatisierung haben die meisten der sogenannten Deutschen-Bastarde nur schwer verwunden. Viele haben begonnen, nach ihren Wurzeln jenseits des Rheins zu forschen – nur wenige hatten das Glück, ihre Väter tatsächlich kennen zu lernen. Noch heute, über 60 Jahre nach Kriegsende, ist das Tabu, das auf diesem Thema lastet, sowohl in Deutschland als auf in Frankreich deutlich zu spüren.


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